DRUCKEN

Ergotherapie bei Rückenmarkverletzungen

Patientinnen und Patienten mit Rückenmarkverletzung erleben erhebliche Einschränkungen ihrer Selbständigkeit. Wenn die Rückenmarkschädigung neben der Beinfunktion auch jene der Arme und Hände betrifft, werden Verrichtungen des täglichen Lebens wie Essen, Körperpflege, Anziehen, Hantieren mit Werkzeugen und Gegenständen schwierig oder gar unmöglich.


Die Ergotherapie zielt darauf ab, vorhandene Fähigkeiten zu nützen bzw. zu stärken, den Verlust und die Einschränkung von Fertigkeiten durch gezielte Hilfsmittelversorgung bzw. durch das Erlernen neuer Strategien zu kompensieren, um eine selbständige Bewältigung des Alltags und somit ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

 

Dafür steht im Rahmen der Ergotherapie eine Reihe therapeutischer Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung. Die Therapieinhalte werden individuell festgelegt und können folgende Schwerpunkte umfassen: 

  • Im Rahmen des ADL-Trainings werden Aktivitäten des täglichen Lebens wie Anziehen, Körperpflege und Essen im alltagsnahen Setting geübt. Funktionelles Training soll die Muskelkraft aufbauen und physiologische Bewegungsabläufe bahnen.
  • Um fehlende Funktionen zu kompensieren, werden Trickbewegungen erlernt und ebenfalls in möglichst alltagsnahen Situationen bzw. mit funktionellen Spielen geübt und bei Bedarf mit individuell angefertigten Schienen unterstützt.
  • Die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten können im Rahmen alltagspraktischer Aktivitäten (Haushaltstraining, Kochtraining, berufsbezogene Tätigkeiten) im Sinne von Selbsterfahrung, bezogen auf die neuen Lebensumstände, ausgelotet werden.
  • Individuelle Hilfsmittel werden angefertigt und erprobt, um verloren gegangene Funktionen zu kompensieren.
  • Im Rahmen der Rollstuhlversorgung und Sitzoptimierung werden notwendige Maßnahmen, z. B. Einstellungen des Rollstuhls, umgesetzt. Um ein optimales Sitzen zu ermöglichen und Verspannungen, Fehlhaltungen sowie die Entstehung eines Dekubitus zu vermeiden, werden verschiedene Sitzkissen ausprobiert. Zur visuellen Unterstützung führen wir bei Bedarf eine Sitzdruckmessung sowie eine Fotodokumentation durch.
  • Die gezielte Lagerung der Arme und Hände soll ungünstigen Gelenkstellungen und der Verkürzung von Sehnen entgegenwirken.
  • Patientinnen und Patienten werden bezüglich barrierefreier Wohnraumadaptierung beraten.
  • Hausbesuche, die gemeinsam mit der Sozialberatung erfolgen, dienen dazu, allfällige Barrieren im häuslichen Umfeld zu erkennen und den Patientinnen und Patienten bezüglich eventuell notwendiger Wohnraumadaptierungen beratend zur Seite zu stehen. Ziel ist es, ihnen nach ihrem stationären Aufenthalt größtmögliche Selbständigkeit zu ermöglichen.
  • Unsere Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten sind Teil des interdisziplinären Teams und nehmen auch an Angehörigengesprächen teil.


Die Vielfalt der ergotherapeutischen Maßnahmen wird durch den Einsatz medizinisch-technischer Geräte (Amadeo, Baltimore Therapeutical Equipment - BTE, Helparm etc.) und gegebenenfalls auch durch funktionelles Handwerk ergänzt.

 

In der Endphase der Rehabilitation, wenn das Basiskönnen erreicht ist, wird auf die weitere gesellschaftliche und berufliche Entwicklung hingearbeitet. Nun gilt es, die eigenständige Handlungsfähigkeit in allen Lebensbereichen zu optimieren, damit die Patientin bzw. der Patient die absehbare Zukunft planen bzw. gestalten kann.